Den Bahngästen in Deutschland droht ein bundesweites Schienen-Chaos. Die Gewerkschaft GDL rechnet mit einer Ausweitung der Streiks. Am Montag wird die Lokführergewerkschaft das Ergebnis der Mitgliederbefragung veröffentlichen. Spitzt sich der Arbeitskampf zu, ist von den Streiks nicht mehr nur der Personenverkehr betroffen.
In den vergangenen zwei Wochen haben bundesweite Warnstreiks stundenlang für Chaos an Deutschlands Bahnhöfen gesorgt. Bis in den späten Abend hinein sorgten die Arbeitsniederlegungen der Lokführer für Verspätungen und Zugausfälle. Stimmen die Mitglieder der Gewerkschaft für eine Ausweitung der Arbeitskämpfe, droht eine Eskalation. Die Leitragenden wären erneut die Reisenden.
Bereits ab Dienstag müssen sich Bahnpassagiere auf ein Chaos einstellen, das mit Blick auf die Warnstreiks der vergangenen beiden Wochen neue Dimensionen annehmen dürfte. Berichten zufolge rechnet Claus Weselsky, GDL-Chef, mit einer 90 prozentigen Mehrheit für eine Ausweitung des Arbeitskampfes. Das Ergebnis der GDL-Urabstimmung wird am Montagnachmittag bekanntgegeben.
Stimmt die Mehrheit der Gewerkschaftsmitglieder für eine Ausweitung des Arbeitskampfes, muss mit flächendeckenden und längeren Arbeitsniederlegungen gerechnet werden. Wie Weselsky zuletzt erklärte, werden von den neuen Streiks nicht nur Bahnreisende und Pendler betroffen sein. Auch der Güterverkehr soll nach den Plänen der GDL in die Streiks einbezogen werden. Schon jetzt warnen Wirtschaftsvertreter vor erheblichen ökonomischen Folgen.
Rund drei Viertel der in Deutschland tätigen 26.000 Lokführer gehören der Gewerkschaft GDL an. Die GDL fordert bundesweit einheitliche Tarifbedingungen für alle Lokführer, die auf dem Niveau der Deutschen Bahn festgelegt werden sollen. Ziel der GDL ist es, in einem Flächenvertrag ein Entgelt festzuschreiben, das auf 105 Prozent des Niveaus der DB konkretisiert wird. Derzeit zahlen die privaten Konkurrenten der Deutschen Bahn bis zu 30 Prozent weniger Lohn.
Die Verhandlungen zwischen den Unternehmen und der GDL, die seit dem Sommer 2010 stattfinden, sind festgefahren. Bereits sechs Privatbahnen weigern sich gemeinsam mit der Gewerkschaft zu verhandeln. Kritik an der GDL übt neben der Wirtschaft auch der Fahrgastverband Pro Bahn.