Die verheerenden Auswirkungen des Erdbebens in Japan vom Freitag lassen die Frage nach der Sicherheit von Atomkraftwerken in Deutschland wieder massiv in den Mittelpunkt rücken. Die Kanzlerin ist in Zugzwang geraten und verkündet ein Moratorium zur Laufzeitenverlängerung. Es soll erst einmal für drei Monate in Kraft treten. In dieser Zeit sollen alle Kriterien im Zusammenhang mit dem Betreiben von AKWs, gründlich geprüft werden.
Fest steht, dass Deutschlands ältestes Werk Isar I abgeschaltet wird. Bisher fehlt noch die gesetzliche Regelung dafür. Sorgt der Bund dafür, so kann es Mai vom Netz, so Bayerns Umweltminister Markus Söder von der CSU. Ministerpräsident Horst Seehofer betont: “Maximale Sicherheit hat Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen.” Am Donnerstag soll im bayrischen Landtag eine Regierungserklärung zur Atompolitik abgegeben werden.
Umweltschützern und besorgten Bürgern gehen diese Bemühungen nicht weit genug. Es wird ein kompletter Atomausstieg gefordert und das schnellstmöglich. Isar I wäre auch ohne Moratorium in diesem Jahr vom Netz gegangen, deshalb wird die großzügige Ankündigung als Mogelpackung gesehen. Im Verhältnis erzeuge der Meiler ohnehin mehr Atommüll als andere. Außerdem würde er beispielsweise einem Flugzeugabsturz nicht standhalten.
Ein sofortiger Ausstieg aus der Atomenergie wäre wegen der Sicherheit, auch in Bezug auf die Lagerung der Endprodukte dringend notwendig. Aber ist sie auch realisierbar. Kann der Energiebedarf über erneuerbare Energieträger abgedeckt werden. Strom im Ausland einzukaufen, der auch in AKWs erzeugt wird, kann dabei nicht die Lösung sein. Über welche Entfernungen sich Strahlenwolken ausbreiten können und mit welcher Geschwindigkeit, kann zurzeit in Japan erschreckend festgestellt werden. Die Kanzlerin Angela Merkel sprach in einem Fernsehinterview von der Atomkraft als Brückentechnologie. Von Demonstranten gegen die Atomkraft vor dem Kanzleramt kam die Antwort. Wie schnell Brücken einstürzen können, sieht man in Japan.