Die Nachrichten aus dem durch das Erdbeben stark in Mitleidenschaft gezogenen Kernkraftwerk Fukushima werden immer dramatischer. Die Serie von Zwischenfällen reist nicht ab. Inzwischen wird davon ausgegangen, dass 70 Prozent der Brennstäbe in Reaktor 1 und 30 Prozent in Reaktor 2 beschädigt sind. Ein Horrorszenario, was seines Gleichen sucht. Um 2 Uhr (MEZ) stiegen der Werte der radioaktiven Strahlung vorübergehend noch weiter an. Die japanische Regierung vermutet, dass zu diesem Zeitpunkt der Schutzmantel von Reaktor 3 beschädigt worden ist. Im japanischen Fernsehen war bei einer Live-Übertragung zu sehen, wie weißer Rauch entwich. Die Strahlenwerte schwanken ständig und erreichen dauerhaft ein gesundheitsgefährdendes Maß. Nach dem Vorfall in Reaktor 3 kam es auch im Reaktor 4 wieder zu einem Brand. Nach Angaben der japanischen Atombehörden erlosch er aber wieder von selbst. Davon wird ausgegangen, weil keine weiteren Flammen und Rauch mehr zu sehen waren.
Schon am Dienstag kam es in Reaktor 4 zu einem Brand nach einer Wasserstoffexplosion. Dabei wurde das Dach der äußeren Hülle beschädigt. Hier werden in einem Aufbewahrungsbecken gebrauchte Brennelemente gelagert. Der Brand fand in diesem Becken statt. US-Soldaten konnten ihn löschen, radioaktive Partikel strömen aber aus. Der Reaktor 4 war nicht am Netz, weil an ihm Wartungsarbeiten durchgeführt wurden. Trotzdem blieb auch er nicht von Zwischenfällen verschont, die durch das verheerende Erdbeben ausgelöst wurden. Der Betreiber Tepco denkt darüber nach, Borsäure hinein zu pumpen, um eine Kettenreaktion zu verhindern.
50 Techniker haben vor Ort versucht weitere Katastrophen zu verhindern. Insbesondere wurde mit allen Mitteln darum gekämpft, es nicht zu einer Kernschmelzung kommen zu lassen. Vier Explosionen und zwei Brände fanden im AKW Fukushima statt. Inzwischen wurde entschieden, auch diese Arbeiter wegen der erhöhten Strahlenbelastung abzuziehen.
Die Menschen in den betroffenen Gebieten haben unsägliche Angst. Durch Hamsterkäufe und Nachschubproblemen kommt es zu Engpässen bei Lebensmitteln, Kraftstoff und Gas. Vor allem haltbare Lebensmittel werden verstärkt gekauft, um sich einzudecken. Die Regierung bittet besonnen zu handeln und verspricht die Versorgung in den betroffenen Gebieten zu gewährleisten. 850 000 Haushalte im Nordosten von Japan sind bei Temperaturen um den Gefrierpunkt noch ohne Strom.