Im Großraum München ist der Polizei jetzt ein endscheidender Erfolg im Kampf um die Tacho-Mafia geglückt. Schon am Dienstag wurden 150 Wohnungen und Betriebe durchsucht. Dabei wurden 300 Autos sichergestellt und 26 Personen verhaftet. Die Täter waren nicht nur Deutschland aktiv, das Netz reichte bis Bulgarien, Österreich, Italien, die Schweiz und nach Schweden. Leasingfahrzeuge aus dem Premiumsegment, die schon ausrangiert waren, wurden dazu überwiegend aus Italien eingekauft. Ein 530er BMW ist ein Beispiel für die kriminelle Energie der Bande. Er wurde mit einem Kilometerstand von 700.000 auf dem Tacho besorgt und mithilfe eines Laptops und der entsprechenden Software auf 155.000 gedrimmt. Anschließend verkauften sie das Fahrzeug für 15.990 Euro, 10.000 Euro über Wert.
Bei diesen Machenschaften waren Autohändler, Autovermieter und Taxibetreiber beteiligt. Die fünf Haupttäter stammen aus Sofia in Bulgarien, wo sie neben dem Kfz-Handel in München eine Zweigstelle betrieben. Ihre Aktivitäten erstreckten sich schon über mehrere Jahre. Das Handwerkszeug für ihre Aktionen bezogen sie aus dem Internet und von einer Kölner Firma. Sie stellt Digi-Prog-Geräte her, mit denen sich die Tachos manipulieren lassen. Sie überließen nichts dem Zufall und fälschten ebenso Kaufverträge und Servicehefte.
Der Staatsanwalt erließ wegen Verdunklungs- und Fluchtgefahr gegen alle 26 festgenommenen Personen Haftbefehl. Laut Barbara Stockinger von der Münchner Staatsanwaltschaft sind die Festgenommenen teilweise geständig. Ihre kriminelle Energie dürfen sie jetzt mit Haftstrafen von bis zu 10 Jahren wegen gewerbsmäßigen Bandenbetrugs bezahlen.
Laut optimistischer Schätzungen der Polizei geht man davon aus, dass jedes dritte gebrauchte Fahrzeug in Deutschland in Bezug auf den Kilometerstand manipuliert ist. Nach dieser Erkenntnis ist der Kunde, auch beim Kauf eines Gebrauchtwagen bei einem Händler, nicht immer auf der sicheren Seite.