Erstmals seit der Finanzkrise hat die Europäische Zentralbank den Leitzins erhöht und beendet damit die Zeit des billigen Geldes. Der Leitzins ist um einen Viertelprozentpunkt auf nun 1,25 Prozent gestiegen. Mit der Anhebung des Zinssatzes wollen die Währungshüter um Jean-Claude Trichet die Inflation eindämmen und Spekulanten weiter bremsen.
Durch die Erhöhung des Leitzinses hat sich die EZB zu einer Wende in ihrer Geldpolitik entschieden. Zum ersten Mal seit fast zwei Jahren hat der Leitzins sein historisches Tief von einem Prozent hinter sich gelassen. Vor knapp drei Jahre erfolgte die letzte Erhöhung durch die Europäische Zentralbank.
Die Mitteilung von Notenbank-Chef Jean-Claude Trichet kam für viele Experten nicht unerwartet. Bereits Anfang März warnte Trichet auf einer Ratssitzung vor der Inflationsgefahr und rief zu großer Wachsamkeit auf. Experten werteten seine Aussagen als deutliches Signal für eine bevorstehende Zinserhöhung.
Nach der jüngsten Schätzung erreicht die Inflationsrate im Euro-Raum mittlerweile 2,6 Prozent. Mehrfach erklärten die europäischen Notenbanker, dass es das Ziel sei, die Inflationsrate auf weniger als zwei Prozent zu senken. Trichet betonte am Donnerstag in Frankfurt am Main, das die EZB mit der Anhebung des Leitzinses auch die Spekulationen eindämmen möchte. Diese wurden zuletzt durch eine Politik des billigen Geldes angeheizt. Die Märkte rechnen derzeit mit einer Serie von Erhöhungen. Ende des Jahres soll der Zinssatz bei rund 1,75 Prozent liegen.
Von Seiten der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute wurde die Zinserhöhung durch die EZB begrüßt. Nach Aussagen von Wirtschaftsforschern ist die maßvolle Anhebung vertretbar. Dabei heben sie in ihrem jüngst veröffentlichten Frühjahrsgutachten die Signalwirkung der Entscheidung der EZB hervor. Die rasche Erhöhung sei zwar nicht notwendig gewesen, jedoch macht die Zentralbank damit deutlich, dass sie gegen eine Lohn-Preis-Spirale kämpft. Nach aktuellen Experteneinschätzungen wird die Entscheidung der Währungshüter keine bedeutenden Auswirkungen auf die Verbraucher haben.
Ein Problem ist die Zinserhöhung hingegen für die schwächelnde Konjunktur in europäischen Schuldenstaaten wie Irland, Portugal und Griechenland.