Nachdem Plagiate von Karl-Theodor zu Guttenberg und der Tochter Edmund Stoibers aufgedeckt wurden, sind die anonymen Internetnutzer noch lange nicht fertig. Sie nehmen weitere wissenschaftliche Arbeiten bekannter Politiker unter die Lupe. So gibt es einen neuen Vorwurf des Plagiats, der sich an die FDP-Europaabgeordnete Silvana Koch-Mehrin richtet.
Seine Wurzeln hat das intensive Suchen nah Plagiaten in den wissenschaftlichen Arbeiten bekannter Persönlichkeiten in der Aufdeckung der zum Teil abgeschriebenen Doktorarbeit Karl-Theodor zu Guttenbergs. Im sogenannten “GuttenPlag Wiki” suchten ganze fünf Tage lang Internet-User anonym nach Plagiaten in der Abschlussarbeit des damaligen Verteidigungsministers. Sie fanden insgesamt Plagiate für rund 270 Seiten der 450 Seiten umfassenden Doktorarbeit. Nach dem Rücktritt des Ministers endete das Bestreben der Macher keineswegs, seitdem wurden sogar 1218 weitere Plagiatsfälle zusammengetragen.
Allerdings hagelte es auch Kritik an dem ambitionierten Projekt. So mussten sich die Initiatoren den Vorwurf gefallen lassen, dass sie sich nur auf einen einzigen Politiker konzentrieren würden. Doch mit der Aufdeckung von Plagiaten bei Veronika Saß, der Tochter von Edmund Stoiber (CSU) und Silvana Koch-Mehrin (FDP) treten nun auch andere Politiker ins Visier der Macher des Plagiat-Wikis. So soll der Politikerin ein Täuschungsversuch in ihrer Doktorarbeit über das Thema “Historische Währungsunion zwischen Wirtschaft und Politik” aus dem Jahr 2000 an der Universität Heidelberg nachgewiesen werden. Anonyme Internetnutzer prüfen nun die Arbeit im Rahmen des neu errichteten “VroniPlag Wiki”. Mittlerweile wurden schon 24 Seiten zusammengetragen, bei denen Textbestandteile unter Plagiatsverdacht stehen. Sie sind für jeden auf der Internetseite der Wikimacher einsehbar. Silvana Koch-Mehrin wird unter anderem vorgeworfen, dass sie ganze Absätze aus bekannten Wirtschafts-Handbüchern abgeschrieben haben soll, ohne dies kenntlich zu machen. Auf der Plattform gibt es daher auch den direkten Vergleich mit dem Original. Das hat auch die Heidelberger Universität dazu veranlasst, sich die Textstellen genauer anzuschauen.
Auf einer weiteren Plattform “PlagiPled-Wiki” gibt es zudem eine ganze Liste von Doktorarbeiten von Politikern und anderen prominenten Persönlichkeiten, die von den freiwilligen Internetusern geprüft und ausgewertet werden sollen.